Ohne fruchtbare Böden kein Leben. Über die Pflanzen kommt nicht nur die die Nahrung für Mensch und Tier aus dem Boden. Auch unser Trinkwasser wird gefiltert und mit Mineralien angereichert. Böden speichern das Wasser und verbessern das Klima.
Fruchtbarer Boden ist eine Wunderwelt, in einer Handvoll Ackererde leben mehr Mikroorganismen als Menschen auf dem ganzen Planeten. Auf 1 Hektar Weideland finden etwa zwei Kühe ausreichend Nahrung. Zwei Kühe wiegen zusammen etwa 25 Zentner. Kaum vorstellbar, doch das gleiche Gewicht an Kleintieren lebt auf der gleichen Fläche unter der Grasnarbe im Boden.
Weltweit gehen immer mehr fruchtbarer Boden, Acker- und Weideland durch Erosion, Wüstenbildung, Versalzung und Bebauung verloren und das bei weiter wachsender Bevölkerung. Die Ackerkrume ist oft nur ein paar Dutzend cm dick, auf die Erdkugel bezogen ist das nur eine hauchdünne Schicht. Doch ohne diese Bodenschicht könnten wir Menschen nicht überleben.
Wissenschaftler und auch einige vorausdenkende Politiker haben die Gefahr des dramatischen Bodenverlusts erkannt. In Deutschland hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in den letzten 60 Jahren mehr als verdoppelt. Noch 2014 wurden hierzulande pro Tag 69 Hektar – das entspricht etwa 100 Fußballfeldern – neu ausgewiesen und dies meist zulasten von Landwirtschaft und fruchtbaren Böden. Laut der Nachhaltigkeitsstrategie der letzten Bundesregierung soll diese Zahl bis 2020 auf 30 Hektar pro Tag sinken. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass Boden nicht selbstverständliches immer da ist, sondern eine kostbare Ressource, mit der wir sorgsam umgehen sollten.
Bis nach Wölfersheim scheinen diese Erkenntnisse leider noch nicht vorgedrungen zu sein. Wertvollste Ackerflächen in der fruchtbaren Wetterau für ein Logistikzentrum für immer zu versiegeln, ist für mich eine nie wieder gut zu machende Dummheit. Beton kann man überall herstellen und kaufen. Fruchtbaren Ackerboden kann keine Fabrik herstellen. Was ein Bagger in wenigen Minuten ausgräbt, benötigt Tausende von Jahren, um durch natürliche Verwitterung wieder neu zu entstehen.
Ich verstehe, dass Politiker die Aufgabe haben, die Region zu entwickeln. Aber es ist traurig, wenn ihnen dazu nichts Besseres einfällt, als die Heimat hektarweise wegzubetonieren und das ohne Mitsprache der Bevölkerung. Unsere herrliche Landschaft mit riesigen Lagerhallen zu „verschönern“ und landwirtschaftlichen Betrieben wertvolle Nutzflächen wegzunehmen, ist keine nachhaltige Entwicklung der Region, das ist ein Ausverkauf. Politiker und Gemeinderäte sind gewählt, um die Interessen der hier lebenden Menschen zu vertreten und nicht die Profite von Großkonzernen. Für Rewe können mit etwas gutem Willen sicher geeignetere Flächen gefunden werden.
Rudolf Kring ist Landwirt im Ruhestand. Bekannt wurde er Anfang der 80er Jahre durch den Bau der ersten hessischen Biogasanlage. Der Hobby-Imker hat mehrere Bücher geschrieben und hält Vorträge über gesunde Ernährung und Umweltschutz.
Wir danken Herrn Kring für seine Stellungnahme und freuen uns, sie hier veröffentlichen zu können.