Fraktionen im Kreistag und in Wölfersheim nehmen Stellung zum Bebauungsplan des Rewe-Logistikzentrums
Mit einer gemeinsamen Stellungnahme zum Bebauungsplan des geplanten Rewe-Logistikzentrums in Berstadt beteiligen sich die GRÜNEN-Fraktionen im Kreistag und in der Wölfersheimer Gemeindevertretung am soeben zu Ende gegangenen Beteiligungs- und Offenlegungsverfahren. Sie kommen zum Schluss, dass die Planunterlagen einerseits das Vorhaben schönfärben, andererseits große Lücken aufweisen.
Fraktionsvorsitzender Michael Rückl: „Unsere dreizehnseitige Stellungnahme schließt sich zunächst der Kritik der anerkannten Naturschutzverbände an. Sie richtet sich vor allem gegen den immensen Flächenverbrauch und die Vernichtung allerbester Böden. Hinzu kommt die Zersiedelung und Zerstückelung der Landschaft sowie der Abweichung vom Ziel der Regionalplanung, die am Standort eine landwirtschaftliche Vorrangfläche sieht. Die Planunterlagen spiegeln eins zu eins die von der Rewe öffentlich vorgetragenen Argumente wider. Die Fachgutachten sind entsprechend tendenziös. Sie sind zudem mit heißer Nadel gestrickt und weisen Schwachstellen und Lücken auf.“
Dazu der GRÜNEN-Landratskandidat Thomas Zebunke, der auch der Kreistagsfraktion angehört: „Es wird schlicht behauptet, der Verkehr würde gegenüber heute weniger. Ein Verkehrsgutachten, das den zu- und abfließenden Verkehr und dessen Entwicklung darstellt, aber fehlt. Die Planer wissen, dass es zu erheblichen Lärmimmissionen kommt. Ein Lärmgutachten aber fehlt ebenso. Einfach übernommen wird auch die Anzahl der Arbeits- und Ausbildungsplätze. Hier wird völlig ausgeblendet, dass der hohe Grad der Automatisierung in der Logistik tendenziell Arbeitsplätze zunichte macht.“
Mit der Frage nach Alternativstandorten weist Michael Rückl auf einen weiteren wunden Punkt der Planunterlagen hin. „Wir wissen inzwischen, dass der Standort Wölfersheim im Suchverfahren gar nicht dabei war. Dennoch blieb ein Standort als geeignet übrig. Das ist nicht Wölfersheim. Wir wollen wissen, welcher Standort das ist. Wir wollen wissen, warum es besser ist, in Wölfersheim allerbeste Böden zu vernichten als anderswo zu bauen.“
Auch auf die verheerende Wirkung des Logistikzentrums auf die umgebende Landschaft machen die GRÜNEN aufmerksam. Michael Rückl: „Es wird in seinen gigantischen Ausmaßen (660 m Länge und 25 – 35 m Höhe) ähnliche bisherige Bauten in der Wetterau in den Schatten stellen. Mit seinem Rund-um-die-Uhr-Betrieb verändert sich die Landschaft zwischen Wölfersheim und Berstadt vollends zu einem gewerblich-industriellen Siedlungsbrei, der nie zur Ruhe kommt. Die in den Plänen getroffenen Aussagen zu Ortsbild und Fernwirkung sind beschönigend. Wir fordern eine Fotosimulation mit Sichtbarkeitsanalyse, die z.B. im Zusammenhang mit der Errichtung von Windkraftanlagen immer gemacht wird.“
Auf die Mängel des „Artenschutzrechtlichen Fachbeitrags“ weist Thomas Zebunke hin: „Die Erhebungen zum Vorkommen der Feldlerche sind nicht ausreichend. Für die Erfassung des Rebhuhns sind Erfassungen ab Anfang März notwendig. Die aber wurden nicht gemacht. Während in den Ackerbereichen der Wetterau noch regelmäßig Brutvogelarten wie die Wachtel auftreten, wurden im vorgesehenen Gebiet keine gefunden. Das ist ein starkes Indiz für die Unzulänglichkeit der Erhebungen. Die Kartierungen bzgl. des Feldhamsters entsprechen nicht den geforderten Standards. In den Unterlagen sind weder die genaue Methode noch das genaue Untersuchungsgebiet dargelegt.“
Das Fazit der GRÜNEN: Hier wird mit großem Tempo und unzulänglich ausgearbeiteten Unterlagen versucht, ein in der Öffentlichkeit umstrittenes Vorhaben durchzudrücken. Es bleibt zu hoffen, dass in dieser ersten Beteiligungsrunde nicht nur zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ihre Bedenken vorbrachten. Es wäre gut, wenn auch die angeschriebenen Fachbehörden deutlich machen, dass das Zurechtbiegen der Regionalplanung auf die Interessen eines Handelskonzerns Grenzen hat.