Wölfersheimer GRÜNE reagieren auf Äußerungen des Rewe-Betriebsrats
Der Rewe-Betriebsrat der Region Mitte-Nord hält in einem offenen Brief den Gegnern des geplanten Rewe-Logistikzentrums in Berstadt vor, den Faktor Mensch und das Thema Arbeitsplätze komplett außer Acht zu lassen. Die Wölfersheimer GRÜNEN-Gemeindevertreter Dr. Franz Grolig und Michael Rückl, bei ihren jeweiligen Arbeitgebern ebenfalls als Personal- und Betriebsräte Interessenvertreter ihrer Kolleginnen und Kollegen, antworten mit fünf Fragen an den Betriebsrat.
Dieser schreibt, Rewe sei fest mit der Region verwurzelt und beim regionalen Engagement Vorreiter. Gegen dieses Engagement spricht zunächst die von Rewe mitgetragene Missachtung von Bevölkerung und Parlament in Wölfersheim bei der Entscheidung für das Logistikzentrum. Bekanntlich hatte Bürgermeister Kötter mit seiner SPD-Mehrheit ‚das größte Projekt seit Ende der PREAG in Wölfersheim‘ per Tischvorlage ins Parlament eingebracht. Eine umfassende Beteiligung wurde absichtlich umgangen, um Gegenstimmen und Unmut erst gar nicht aufkommen zu lassen. Warum war Rewe die Nicht-Diskussion über sein Logistikprojekt recht? Sieht so Verbundenheit des Unternehmens mit der Region aus? Findet der Betriebsrat die gezielte Ausschaltung von Beteiligung im Vorfeld der Grundsatzentscheidung richtig?
Weiterhin wirbt Rewe mit dem Image „Frisch aus Deiner Region“. Mit dem gigantischen Logistikzentrum ist Rewe dabei, allerbesten Ackerboden zu vernichten. Hätte Rewe tatsächlich Interesse an der Region und der Erzeugung regionaler Lebensmittel, dann sollte es alles vermeiden, um die wirtschaftliche Grundlage der Landwirtschaft in der Region weiter zu beeinträchtigen. Sind die Slogans von Rewe ernst gemeint oder schlicht Werbesprüche? Sieht so die Achtung des Unternehmens für die Landwirtschaft in der Region aus, auch wenn der Bauernverband sagt, dass es so nicht geht?
Die Gemeinde Wölfersheim kauft um Wölfersheim herum Ackerland an, um die Bauern von dem für Rewe vorgesehenen Land weg zu kriegen. Sie treibt dabei die Preise für Ackerland in die Höhe und trägt so zur schleichenden Existenzvernichtung in der Landwirtschaft bei. Die Verantwortung liegt allein bei Rewe. Auf der einen Seite nimmt Rewe dem Kartoffelbauer aus Echzell die Kartoffeln ab und vermarktet sie, auf der anderen Seite verteuert Rewe die Grundlage seiner Existenz. Sieht so fairer Umgang aus?
Der Betriebsrat führt die Heimatnähe der Arbeitsplätze als Argument an, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Bis heute unbeantwortet ist zudem die Frage, wie sich die genannten 550 Arbeits- und Ausbildungsplätze zusammen setzen. Unbeantwortet auch die Frage, in welchem Maß ein hochmodernes Logistikzentrum die Effekte von Automatisierung und Digitalisierung nutzen wird und so Arbeitsplätze ersetzt. Überall sehen und befürchten Betriebsräte diesen Effekt. „Warum sieht und diskutiert der Rewe-Betriebsrat ihn nicht?“, so Michael Rückl.
Der letzte und wichtigste Punkt ist der des Alternativstandorts. Seit dem Beteiligungsverfahren im Januar und entsprechenden Äußerungen von Rewe-Managern ist bekannt, dass Wölfersheim bei der ursprünglichen Standortsuche von Rewe nicht dabei war. Bei dieser Suche wurde aber ein geeigneter Standort auf einer Gewerbefläche gefunden. „Warum wird dieser Standort nicht genannt?“, fragt Dr. Grolig. „Dann könnte darüber geredet werden, ob dort auch bester Ackerboden vernichtet wird und wie fern der von den Heimatorten der Rewe-Mitarbeiter, die am Ende fast alle nach Berstadt pendeln müssten, entfernt ist. Warum stellt der Betriebsrat nicht diese Frage, statt einzig Berstadt als ‚heimatnahen Arbeitsplatz‘ zu benennen?“
Es ist keineswegs so, dass es nur den Standort Berstadt gibt. „Wir würden uns wünschen, dass sich der Betriebsrat auch mit möglichen Alternativen befasst anstatt sich nur den Plänen der Unternehmensleitung anzuschließen“, so Michael Rückl.